R.G. Fischer Verlag – Wie komm ich denn dazu?
Es kommt mir so vor, als sei es eine philosophische Frage, inwieweit wir uns in unseren Überlegungen und Entscheidungen für oder gegen etwas von unsren eigenen Gedanken und Empfindungen leiten lassen oder von den Gefühlen und Erfahrungen anderer.
Die Ergebnisse von „Evaluationen“ und „Erkenntnissen“ anderer reichen „ranking-geordnet“ tief in unser Bewusstsein. Stiftung Warentest für alles und jeden, auch für die Literatur, auch für die Verlage, auch für die Leser, auch für die Autoren.
Wer riskiert es heute noch, in einem Hotel zu übernachten, ohne sich vorher ein scheinbar persönliches Bild von den 3 – 5 oder 5 Sternen gemacht zu haben, am zuverlässigsten mit einem 360-Grad-Panoramablick.
Hat sich jemand in seiner Idealvorstellung gestört gefühlt, durch ein Zimmer in Nordlage, einen Reparaturtrupp, ein plärrendes Kind oder durch einen unaufmerksamen Kellner, kann er via Internet seiner Entrüstung Raum geben, in der Hoffnung auf emotionalen Beistand derjenigen, die er vorgibt, vor Enttäuschung bewahren zu wollen.
Als unbekannter Autor lohnt es sich, über die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt zu wandern, den Literaturbetrieb insgesamt als gigantisch wahrzunehmen und die eigene Größe als möglichst klein und unbedeutend; auch wenn man glaubt, etwas besonders Intelligentes, Ausgefallenes oder Schönes geschrieben zu haben. Ca. 100.000 Autoren, das weiß ich inzwischen, Mittäter, Überzeugungstäter, Hoffende, sollen weltweit unterwegs sein, auf der Suche nach einem Verlag. Als „Internetmuffel“ ist mir das relativ leicht gefallen: Ich suchte persönliche Gespräche, keine fertigen Erfahrungen, sondern eigene und bin, etwas pathetisch gesagt, in den Hafen des
R.G. Fischer Verlages eingelaufen.
Nach ungefähr 2 Wochen bekommt man das Manuskript mit einer Lektoratsbewertung zurück und trifft, wenn man wie ich auf persönlichen Kontakt Wert legt, auf Menschen, die freundlich und sachlich die Bedingungen einer Veröffentlichung erörtern. Dazu gehören auch die Aspekte einer Kostenbeteiligung, was die Herstellung des Buches anbelangt. Das erscheint mir so schmerzhaft wie logisch, da man nicht Grass oder Walser heißt.
Hat man sich geeinigt, beginnt die eigentliche Arbeit für den Verlag und eine spannende Zeit für den Autor, weil er im Dialog mit dem Lektor unmittelbar spürt, wie sein Manuskript zum Buch wird, wobei dem Autor bis zum Schluss, bis zu Fragen der Umschlaggestaltung, das letzte Wort zusteht.
Der R.G. Fischer Verlag gibt seinen Autoren die Möglichkeit auf den großen Buchmessen zu lesen, was ich 2012 und 2013 gerne wahrgenommen habe: Es ist vermutlich die beste Möglichkeit persönliche Erfahrungen zu machen, im Gespräch und im Umgang mit anderen Autoren und in der Berührung mit dem Publikum.
Der R.G. Fischer Verlag, von der Chefin und ihrem Team, bis hin zu den assistierenden Studentinnen, hat dabei die lesenden Autoren auf besonders menschliche, besser möchte ich sagen, liebevolle Weise unterstützt.